Auf den Tag genau, am 25. Oktober 1953 gründete sich die „International Scout and Guide Fellowship“. Ein Weltverband speziell für erwachsene Pfadfinder, dem sich 17 Länder angeschlossen haben. 70 Jahre ist das her und Anlass für den erwachsenen Pfadfinder Reiner Weber und seine Gattin Christel, bei einem Plauderabend in der Pfarrscheune die Gründung des Weltverbandes erwachsener Pfadfinder zu feiern.
Bei dem Begriff Pfadfinder denken die Meisten an Jungen und Mädchen, die ein Zelt aufbauen und lernen, wie man Feuer macht. Doch was ist mit denen, die volljährig sind? Oder all jenen, die das 50., 60. oder gar das 70te Lebensjahr überschritten haben? Gibt es ein Verfallsdatum? Darf man irgendwann nicht mehr? Und allein die Erinnerungen an Zeltlager, musizieren am Lagerfeuer und das starke Gefühl, Teil einer großen Gemeinschaft zu sein sind alles, was noch übrig bleibt?
Die Antwort ist ein klares Nein. Dass in Deutschland von „Alt-Pfadfindern“ gesprochen wird, liegt Reiner Weber nicht. Er bevorzugt die Bezeichnung „Gildenpfadfinder“. „Alle wollen älter werden. Niemand will alt sein.“ Der Begriff Alt hat für ihn etwas herabsetzendes. „Wir vermarkten uns in Deutschland unter Wert.“ In Österreich wird der Name „Pfadfindergilde Österreich“ als Bezeichnung für erwachsene Pfadfinder verwendet. Das könne mit ein Grund sein, weshalb die Mitgliederzahl in Österreich deutlich höher als in Deutschland ist.
Auch gilt es: Einmal Pfadfinder, immer Pfadfinder. Pfadfinder stehen für Abenteuer, Partnerschaft und weltweites Feiern. Wer aus beruflichen Gründen oder wegen Umzugs seinen Heimatort verlässt, findet Gilden, denen er sich anschließen kann. Denn überall auf der Welt lassen sich gleichgesinnte Pfadfinder finden. Neben dem Gemeinschaftsgefühl und gemeinsamen Interessen, die mit dem Älterwerden nicht verschwinden, werden die Älteren auch dringend gebraucht. Ihre Erfahrungen, ihr Können, und die Art, wie sie die Werte des Pfadfindertums verkörpern, sind bis heute gefragt.
Achim Neumann ist fast 80 Jahre alt und aus Darmstadt zum Plauderabend angereist. Noch heute fährt er zu Bundeslagern, wo er den jungen Pfadfindern erklärt, wie sie ihre defekten Werkzeuge, Schaufeln, Spaten oder Beile, reparieren. „Wir sind die Supporter für die Youngsters“, schildert er sein Tun. „Wir sind der Teilzeit-Bereit-Pool“, nennt Weber die sogenannten Alten, die mit haufenweise Wissen und Erfahrung aufwarten. Der Begriff ist eine Abwandlung der Pfadfinderlosung „Allzeit bereit.“
Auch Anneliese Peter, gehört zu den Alt Pfadfindern. Besonders gefallen ihr die schönen Reisen, die unternommen werden, und an denen sie seit rund sechs Jahren gerne teilnimmt. Über die Fahrten schreibt sie Berichte, die in der Zeitschrift „Die Gilde“, herausgegeben vom Verband deutscher Altpfadfindergilden veröffentlicht wird.
Was machen die „Alten“ sonst noch? In der Gilde Hessen-Homburg haben sie tausende Pfadfinder-Lieder katalogisiert und kümmern sich um Entwicklungshilfe-Projekte.
Beim Plauderabend gab es, der Saison gemäß, Zwiebelkuchen und Federweißen. Und einen guten Rat gab es noch auf den Weg: „Wie kann man Freundschaft herstellen? Sich füreinander Zeit nehmen.“ Und genau das taten die Besucher des Plauderabends.